„Wenn ich auf der Bühne eine Frau küssen muss und sie ist hübsch, dann ist das Einfühlung. Müller träumte von Brecht als „veränderbarem Material“. Daran änderte auch nichts, dass es nach dem Mauerbau 1961 einen öffentlich ausgerufenen, aber schnell bröckelnden „Brecht-Boykott“ in den bundesdeutschen Schauspielhäusern gab. Hier zitiert nach Fritz Hennenberg (Hrsg. In der Klarheit der Aussage, dass sich der Sprecher nicht erinnern könne, erkennt Schöne einen „Unterton des Nichterinnern-Wollens“.Die dritte Strophe kontrastiert nach Schöne das Bild der Wolke mit einer fast zynischen Sicht der vergessenen Geliebten: Capèle sieht im Bild der Wolke, die sich dem Gedächtnis des lyrischen Ich eingeprägt hat, eine Betonung der Vergänglichkeit der Liebe. Nun müsste man Brechts durchaus triftige Sozialkritik einmal künstlerisch bearbeiten. Das las ich mit 14 oder 15, mein Exemplar der „Hauspostille“ kostete 1962 laut Auszeichnung mit dem Bleistift 4 Mark 80, und der Inhalt war, obwohl aus jenen sagenhaft sündhaften zwanziger Jahren und damit aus einer fernen Epoche, sonderbar modern. Gedichte über das Leben. ): Faksimile des Deckblatts bei Hennenberg: „An jenem Tag im blauen Mond September“, S. 25; zur Datierung ebd., S. 24–26.
... he borrows the Brecht poems from Dreymann’s flat. Dieser Umgang ist nicht immer ein Gewinn, aber es gilt Brechts eigener Satz: „Man kann Shakespeare verändern, wenn man es kann.“ Heiner Müller, Brechts wahrer poetischer Erbe, hatte am BE noch Mitte der 90er Jahre den „Arturo Ui“ als Politboulevard erweckt – ein Solitär. In der dritten Strophe koppelt der Sprecher sein Erinnerungsvermögen an das unvergessliche Bild der weißen Wolke. Vorm Abitur 1966 schrieben wir auch eine Hausarbeit über „Die Heilige Johanna der Schlachthöfe“, und nach dem Auswendiglernen endloser Schiller-Balladen bedienten wir uns aus Brechts früher poetischer „Hauspostille“, wo vom Elternmörder Jakob Apfelböck, von der Kindesmörderin Marie Farrar, „Von den verführten Mädchen“ die Rede war und die „Mahagonnygesänge“ ebenso wie der gepflegt wolllüstige „Choral vom Manne Baal“ angestimmt wurden. Juli 2006, Jörn Albrecht: Übersetzung und Linguistik, S. 104; Albrechts Untersuchung beschäftigt sich mit der Schwierigkeit, diesen bewussten Verstoß gegen die Sprachnorm zu übersetzen.Hanns Schukart: Gestaltungen des Frauen-Bildes in deutscher Lyrik, Bertolt Brecht, Erinnerung an die Marie A., Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe, Band 11, Hauspostille, S. 93Weber zitiert hier Högel: „Wen immer dieser nimmersatte, kleine Baal anfiel, den verschlang er vor Taten-, Entdecker- und Geltungsdrang mit Haut und Haaren.“; Max Högel: „Baals Glaube an das Glück des Augenblicks, das alle Vergänglichkeit überstrahlt, ist am vollendetsten in der ‚Erinnerung an die Marie A.‘ gestaltet.“; Walter Muschg: Von Trakl zu Brecht, Dichter des Expressionismus, München 1961, S. 342, zitiert nach Albrecht Weber, S. 64Andreas Hapkemeyer: Bertolt Brecht: Formale Aspekte der ‚Hauspostille‘ – Am Beispiel von ‚Erinnerung an die Marie A.‘, in: s. o. in den Kommentaren zum biographischen KontextElisabeth von Thadden, Hirnforschung, Es war einmal irgendwas. In den West- und Ost-Kinos lief allerdings ein nach der Modellinszenierung am Berliner Ensemble (BE) gedrehter „Mutter-Courage“-Film mit Brechts Witwe Helene Weigel in der Titelrolle. Die Ehrfurcht verflog zu der Zeit, als ich in den 70er Jahren Kritiker wurde.
Brecht und die Musik. / I do not like to remember things any more. Keine deutschen Schlager, die galten als spießig. Dieser Widerspruch machte ihn selber zum Melancholiker, man sieht es an seinen großen späten Gedichten, den „Buckower Elegien“. Zum Hennenberg: „An jenem Tag im blauen Mond September“, S. 26. Eine Wolke am Sommerhimmel, „sehr weiß und ungeheuer oben“, die schließlich verschwindet, macht das Erlebte unvergesslich. Brecht, Bertolt - Leben des Galilei (Analyse 14. B. immer klüger und selber widersprüchlicher, abgründiger als seine Figuren (bei Shakespeare oder Kleist ist das umgekehrt). 5Bertolt Brecht: Tagebücher 1920–1922. Im Frühjahr 1964 schien es so weit zu sein. Das Urheberrecht am Brecht, von seinen Erben bis zum Mauerfall betonhart, inzwischen elastischer verteidigt, erlischt erst 2026. Die Wolke ist „ein Grundmotiv der frühen Lyrik Brechts“.Der Übersetzer Jean-Claude Capèle sieht das Gedicht in diesem Kontext als Ausdruck des „asozialen Weltbild eines Baal“Weit zurück geht Albrecht Schöne auf die Suche nach literarischen Quellen. Erinnerung an die Marie A. ist ein Gedicht, das Bertolt Brecht in der Urfassung am 21. Der altsozialistische Brecht war einem dabei ziemlich egal. 1998 - Das Datum 1999 - Dobermann 2002 - Der Templer 2005 - Das Leben der Anderen 1.3 Inhalt Im November 1984 wird der Stasi-Hauptmann Wiesler mit der Bespitzelung des erfolgreichen Dramatikers Georg Dreymann und dessen Lebensgefährtin Christa-Maria Sieland beauftragt. Und so ist es in dem durchaus hollywoodreifen DDR-Melodram vom „Leben der Anderen“ eine so sentimentalische wie ironische Pointe, dass der von Ulrich Mühe gespielte Stasimann Wiesler ausgerechnet durch die Liebeslyrik des frühen Brecht in seinem leb- und lieblosen Ordnungswahn zutiefst erschüttert wird. Ein richtig guter Dichter erst als toter Dichter. Braucht ein Schauspielhaus mehr Zuschauer, dann setzt es zwar die „Dreigroschenoper“ (von 1928) an; das ist eine Bank: wie „Faust“ und „Hamlet“ – oder Operette und Musical.